Wie und wann ich will

Alfonsina Storni und Ludwig Hirsch kann man sich als ein feines Duo vorstellen. Storni, zuständig für den Songtext, und Hirsch an der Gitarre. Sie hätten so eine Art schwarze Lieder gesungen, über Wildheiten zu Lebzeiten und darüber hinaus. Ein kleines Lachen als Refrain, so wie in Stornis Gedicht Was sie wohl sagen würden.

Was die Leute wohl sagen würden?

Was würden die Leute, zurechtgestutzt und hohl, wohl sagen,
wenn ich eines Tages aus Ultrafantasie
mein Haar silbrig und violett färbte,
einen griechischen Peplos trüge, mir statt des Zierkammes
Vergissmeinnicht und Jasmin ins Haar steckte,
auf der Strasse zu Violinenklängen sänge,
oder auf Plätzen meine Gedichte aufsagte,
meinen Geschmack von ordinären Knebeln befreite?

Strömten sie in Massen herbei, um mich anzugaffen?
Würden sie mich verbrennen, wie man Hexen verbrannte?
Läuteten sie die Glocken zur Messe?

Denk ich daran, so muss ich wirklich ein wenig lachen.

Und was den Freitod angeht, so waren sich Storni und Hirsch einig: „Ich kann gehen, wann und wie ich will.“

Ludwig Hirsch: An Euch

Wenn ich im Kanal mit meine besten Freund‘,
das sind die Ratzen, schwarze Messen lesen tu‘,
dann bleibt’s oben, Ihr lieben Leut‘ und störts‘ uns net
laßt’sd en Kanaldeckel g’fälligst zu.

Und wenn ich mit an Schmetterlingsnetz
kleine Engerln fangen tu‘,
wenn ich sie rupf und mich mit ihren Federn schmück‘,
regt’s Euch net auf, es gibt eh noch gnug.

Stellt’s Euch vor, ich hab’s mit 13 Hexen trieben
und jede hat mir ein kleines Teuferl geboren,
da könnt’s noch soviel Haken und Kreuze schlagen
ich bin stolz auf meine Buben.

Und wenn ich einmal genug hab‘
und mir die Zähnd mit einer Black und Decker putz‘
und mir Piranhas in’s Fußbad einehau
merkt’s Euch, liebe Leut‘, ich kann gehen, wann und wie ich will,
das geht Euch überhaupt nix an.

 

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